Als Kultur- und Orchesterverein versteht der Jugend- & Blasorchester Leipzig e.V. seine Hauptaufgaben in der musikalischen Bildung von Kindern und Jugendlichen sowie der Unterhaltung von Ensembles zum Musizieren aller Generationen. Neben den drei Hauptorchestern – dem Symphonischen Blasorchester Leipzig, den ISKRA Oldstars und den Pfiffigen Musikussen – finden sich Musiker immer wieder auch in kleineren Ensembles zusammen.
Somit ist der Verein in der Lage, neben den eigenen Konzerten und Vereinsveranstaltungen für nahezu jede Art von Event die richtige Besetzung zu haben. Sind Sie neugierig auf unser Vereinsleben? Dann melden Sie sich doch mal bei uns.
Ein Instrument müssen Sie dafür nicht unbedingt spielen können. In unserm Verein gibt es neben den Musikern auch nichtmusizierende und fördernde Mitglieder. In der Rubrik »Verein« erfahren Sie dazu mehr.
Natürlich brauchen wir auch Nachwuchs und bieten deshalb Kindern eine musikalische Ausbildung an. Wer in der Leipziger Region wohnt und ein Instrument erlernen oder musizieren möchte – leistungsorientiert und/oder zum Freizeitvertreib – ist gern willkommen! Fragen Sie einfach mal bei uns nach.
Chronik
Eins haben wir alle gemeinsam – die Musik … von der Gründung bis heute
Unsere Vereinsmitglieder verbindet eine langjährige Geschichte. Gemeinsam prägten wir die Vergangenheit und gemeinsam werden wir die Zukunft gestalten. Werdet ein Teil unseres Vereinslebens und begleitet uns bei unseren Projekten…
1957
Von der Gründung bis zur Wende (1957 – 1989)
1957 ist das Gründungsjahr des heutigen Jugendorchesters. Die Entwicklungsgeschichte begann jedoch eher zufällig. In einem Schrank in der 31. Volksschule in Leipzig-Probstheida wurden Instrumente gefunden, die vom früheren Fanfarenzug der Siedlung Leipzig-Meusdorf stammten. Diese Instrumente sollten an Interessierte mit der Auflage abgeben werden, einen Musikzug zu gründen. Von diesem Vorhaben hörte der musikbegeisterte junge Helmuth Römer (*1939). Er erkannte die Chance, sammelte junge Leute um sich und bewarb sich erfolgreich um die Instrumente. Doch zunächst kann man von kaum mehr als einer Idee sprechen. Nur wenige hatten sich bis dahin schon intensiver mit Musik beschäftigt. Recht unkonventionell brachte Römer den Jugendlichen in der Probstheidaer Schule die ersten Töne auf einer Fanfare bei und formte nach und nach einen Fanfarenzug: den Fanfarenzug der späteren 31. Grundschule. Kinder aus dem näheren Einzugsgebiet ließen sich von der Idee anstecken. Gelegentliche Auftritte und Lampionumzüge brachten erste Gagen ein, welche in weitere Instrumente investiert wurden.
Als die Probenarbeit einige Zeit später in die Schule Meusdorf verlagert wurde, kamen auch aus dieser Schule Kinder hinzu. Wiederum war es eher einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass sich der Gründer und Leiter des ehemaligen Meusdorfer Fanfarenzuges, der inzwischen verstorbene Gerhard Reis, Römers Musikzug anschloss. Reis, liebevoll auch »Bambino« genannt, konnte seine umfangreichen Erfahrungen einbringen und stand Helmuth Römer viele Jahre als Partner mit Rat und Tat zur Seite. Unter Anleitung von Römer und Reis wurde fortan so lange geprobt und Marschieren geübt, bis der Naturfanfarenzug am III. Pioniertreffen 1958 in Halle teilnehmen durfte. So ging die Entwicklung des Naturfanfarenzuges ständig voran und bereits nach kurzer Zeit wurde er zu einer ernsthaften Konkurrenz für andere Fanfarenzüge der Region, so zum Beispiel den Fanfarenzug Südost. Die Rivalitäten wurden in Leistungsvergleichen ausgetragen, wobei der Naturfanfarenzug sein ständiges Vorwärtsdrängen zu höherer Qualität unter Beweis stellen konnte.
Die Probenarbeit wurde Ende der 60er Jahre wieder teilweise nach Probstheida verlegt. Als die Probstheidaer Schule aufgrund der Nähe zur ISKRA-Gedenkstätte den Namen »ISKRA« annahm, bewarb sich auch der Fanfarenzug erfolgreich um diesen Namen. Mit der Anschaffung neuer Instrumente erfolgte bis 1968 die Umstellung des Musikzuges auf einen Melodiefanfarenzug. Dabei wurde nach und nach das Klangbild durch B-, Es- und Tenor-Ventilfanfaren erweitert. Die Instrumente, manche davon vom Gründer selbst entwickelt, wurden in Markneukirchen gebaut und von dort aus auch gepflegt. Die Leistung jedes einzelnen Musikers konnte durch Instrumentalunterricht bei Studenten der Leipziger Hochschule für Musik, der heutigen Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy«, sowie bei Musikern des Polizeiorchesters Leipzig verbessert werden. Als künstlerische Leiter prägten in der damaligen Zeit Manfred Berger und später Andreas Ebert das Orchester.
Da nun die Nachwuchsausbildung in Meusdorf und Probstheida auf Ventilfanfaren erfolgte, bildete Römer im Einzugsgebiet Reudnitz Thonberg (Leipzig-Südost) ein neues Zentrum für den Naturfanfarenzug, in dem später auch der heutige Vereinsvorsitzende Jens Göttert seine musikalische Ausbildung erhielt. Probenräume fand er in der Reudnitzer Nikolai-Oberschule. Als Leiter setzte er den damaligen Schlagzeuger Hans-Jürgen Geißenhöner ein. In den Folgejahren traten Melodie- und Naturfanfarenzug häufig in gemeinsamen Konzerten auf, wobei sie auch einzelne Werke gemeinsam vortrugen. Es wurden Musikschauen ausgearbeitet, die unter anderem zu Fußballspielen und anderen Anlässen vorgeführt wurden. Die Krönung dieser Entwicklung war der Sieg im Republikausscheid beim »Treffen junger Sozialisten« vom 3. bis 7. Oktober 1969 in Berlin. Die hier gezeigte Leistung brachte dem Klangkörper die Aufnahme in das wenige Monate zuvor gegründete Zentrale Musikkorps der Freien Deutschen Jugend und der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« (ZMK). Das ZMK war eine landesweite Organisation von Amateurorchestern in der DDR. Es wurde am 26. August 1969 mit 30 Kollektiven aus dem Zentralen Pionierblasorchester, dem Zentralen Pionierspielmannszug und verschiedenen Fanfarenzügen gegründet. Mit einer Gesamtstärke von 2000 Mitgliedern brachte das ZMK junge Musiker der ganzen Republik zusammen, die auf regionaler Ebene ein bestimmtes Leistungsniveau vorweisen konnten. Durch die Mitwirkung im ZMK ergab sich für alle beteiligten Orchester die Möglichkeit, an den meisten politischen, kulturellen und sportlichen Großereignissen der DDR teilnehmen zu können. In dieser Zeit nahm Helmuth Römer nach einem entsprechenden Studium die künstlerischen Belange selbst in die Hand.
Mit Beginn der ZMK-Mitgliedschaft ging die musikalische Weiterentwicklung des Fanfarenzuges zielstrebig voran. Unter anderem waren hierfür musikalische Bearbeitungen von Hans-Helmut Hunger, Komponist, Dirigent und langjähriger Generalmusikdirektor in der DDR, sehr förderlich. Hunger war es auch, der als künstlerischer Leiter des ZMK das Sousaphon als wertvolle Ergänzung in das Ensemble einführte. Mit dieser Neuerung wurde die bereits seit einiger Zeit nicht mehr zutreffende Bezeichnung Fanfarenzug durch die des Fanfarenorchesters abgelöst und eine weitere Entwicklungsstufe auch namentlich dokumentiert. Gleichzeitig erhielt das Ensemble den Status eines Stadtbezirksorchesters, wodurch auch die finanzielle Förderung verbessert wurde. In diesen Jahren war der noch vielen bekannte Musiker Gert Madry auch im organisatorischen Bereich und bei der Betreuung der Kinder und Jugendlichen eine wertvolle Persönlichkeit, die dem Orchester lange Jahre die Treue hielt. Das gemeinsame Musizieren im ZMK-Verbund förderte die Zusammenarbeit einzelner Orchester. So entwickelte sich eine enge Freundschaft zum Fanfarenorchester Wernigerode/Blankenburg und zum Fanfarenorchester Jena. Durch die Teilnahme des Orchesters an der damaligen »Ostseewoche« entstanden aber auch Kontakte zu ausländischen Orchestern, wie zum Beispiel der VEDBEK-Garde aus Dänemark. Eine persönliche Reise des Gründers zur Kulturabteilung der Stadt Brno/ČSSR brachte eine langjährige gute Partnerschaft zum Blasorchester der Musikschule der Stadt Letovice.
Zum Blasmusikfest der DDR in Ruhla lernte das Orchester 1983 den Posaunisten und Musikpädagogen Stefan Fritzen kennen. Er hatte mit dem Jugendblasorchester Bischofswerda große Erfolge erlangt und Helmuth Römer konnte ihn für ein gemeinsames Projekt gewinnen. Fritzen verbesserte die musikalische Qualität des Orchesters und bereitete die Musiker in intensiver Probenarbeit auf ein Wertungsspiel beim »Musikantentreff Ostsee« in Rostock vor. Hierdurch legte Fritzen den Grundstein für die weitere Entwicklung des Orchesters und motivierte die Musiker, sich auch an ungewohnte Literatur heranzuwagen. Während dieser Jahre kamen als neue Instrumente Waldhörner und Posaunen dazu und 1986 trat das Fanfarenorchester erstmalig im Bereich Höchststufe an. Ebenfalls sehr hilfreich war der Kontakt zu einem belgischen Orchester unter der Leitung von Nico Neyens. Dieser gab im Jahre 1986 den Anstoß für die Umstellung des Fanfarenorchesters in Richtung Brass Band. Dies erforderte die Aufnahme von weitmensuriertem Blech in die Besetzung. Es wurden Flügelhörner, Tenorhörner, Baritone und Tuben, aber auch Geradeaushörner angeschafft. Auf diese Weise konnte auch modernere Unterhaltungsmusik in das Repertoire aufgenommen werden. Dieser Umstieg war nur durch Umbesetzungen innerhalb des Orchesters möglich, was allerdings schnell und reibungslos vonstatten ging.
Die Integration der neuen Instrumente war ein weiterer Schritt in die Richtung der heutigen Besetzung und endete 1989 mit der Einführung von Saxophonen. In musikalischer Hinsicht setzte Neyens Akzente, indem er moderne Literatur aus Belgien mit nach Leipzig brachte. Ein mit ihm durchgeführter Probenlehrgang war ein Meilenstein in der Entwicklung des Orchesters. Eine Konsequenz dieser Veränderungen war allerdings auch die endgültige Auflösung des Naturfanfarenzuges. Dieser war über die Jahre immer seltener zu erleben, Auftritte fanden zuletzt nur noch bei großen ZMK-Veranstaltungen statt. Die verbliebenen Musiker des Naturfanfarenzuges stellten sich der Herausforderung und lernten Melodie-Instrumente, um gemeinsam mit dem Orchester zu musizieren. Die politische Wende in der damaligen DDR brachte für das Orchester einige Probleme. Mit der Auflösung des ZMK verschwand ein wichtiger Rückhalt. Die bisherigen Finanzquellen versiegten weitestgehend. Durch übergroßen Optimismus gelang es dem Orchestergründer schließlich, diese Krise zu meistern. 1990 erfolgte die Umbenennung in Jugendorchester Leipzig (JOL) und die Stadt Leipzig übernahm die Trägerschaft für die jungen Musiker und führte das Ensemble als eine pädagogische Sondereinrichtung des Schulverwaltungsamtes Leipzig weiter.
1990
Umbau zum Harmonischen Blasorchester (1990 – 1997)
Die Wende eröffnete dem Jugendorchester neue Perspektiven, konnte doch jetzt die Musik einem breiteren Publikum präsentiert werden. Der erste große Auftritt in den alten Bundesländern fand im Dezember 1989 in Folge einer Einladung nach Alt-Linden in der Nähe von Hannover statt. Zahlreiche weitere Einladungen in die verschiedensten Teile der Bundesrepublik folgten. Im Oktober 1990 nahm das Orchester zum Beispiel mit einem Defilee beim Festival der Blasmusik in Bremerhaven teil. Die Tradition des jährlichen Festlichen Konzertes wurde fortgesetzt, wenn auch nicht mehr in der Kongresshalle am Zoo, in der das Orchester bereits seit 1981 jährlich ein großes Konzert gab. Nach deren Schließung 1988 fanden die Konzerte 1989 und 1990 in der Musikalischen Komödie statt. Im Folgejahr musste wieder ein anderes Domizil gefunden werden: das Kino Schauburg. Nachdem die Bemühungen für eine Teilnahme am Europäischen Musikfestival für die Jugend in Neerpelt/Belgien in den vergangenen Jahren vergeblich waren, ging dieser Traum 1991 in Erfüllung. Im gleichen Jahr erfolgte eine Einladung zum 6. Internationalen Musikfest in Bad Oldesloe. Das Jugendorchester Leipzig, vertreten durch das Schüler- und Nachwuchsorchester, spielte das erste Mal in zwei Wertungskriterien: in der Jugendklasse und in der Klasse aller Orchester. In vielerlei Hinsicht stellte das Jahr 1992 einen Wendepunkt für das Orchester dar und sorgte hierdurch für hohe Anforderungen an die Leitung und die Musiker. In diesem Jahr gelang es dem Jugendorchester erstmalig, den Mendelssohn-Saal des Gewandhauses zu Leipzig für sein jährliches Festliches Konzert zu nutzen. Dies sollte auch in den Folgejahren so bleiben.
Das Orchesterbüro konnte mit einem Mitarbeiter besetzt werden: Peter Bernhardt war zehn Jahre lang die gute Seele im organisatorischen Bereich und in der Blockflötenausbildung unserer jüngsten Musiker. Für das JOL ging es das erste Mal auf große Reise: Auf Grund einer Notiz in der Fachzeitschrift »Clarino« bemühte sich Helmuth Römer um eine Einladung nach North Dakota/USA. Während sich das Jugendorchester auf die Reise nach Amerika vorbereitete, fuhr das Schülerorchester zum Internationalen Musikfestival nach Calella in Spanien. Der sehr erfolgreichen USA-Reise folgte später eine weitere Reise nach Kanada, North und South Dakota. Die Experimentierfreudigkeit Römers ermöglichte den grundlegenden Umbau des Ensembles zum harmonischen Blasorchester. Dies bedeutete die Aufnahme weiterer Holzblasinstrumente wie Klarinetten, Oboen, Flöten und Fagotte. Für die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel traf Helmuth Römer bei Verantwortlichen der Stadt- und Schulverwaltung auf offene Ohren. Die neue Besetzung ermöglichte es, sinfonische Musik in spezieller Bearbeitung für Blasorchester aufzuführen. Das Repertoire konnte somit umfassend erweitert werden.
Ein entscheidender Schritt dabei war auch die Neuordnung des Nachwuchsbereiches. Das bis dahin recht erfolgreiche Schülerorchester wurde vollständig in das so genannte Große Orchester integriert. Durch diese Maßnahme konnten viele Besetzungslücken geschlossen werden, die durch die neuen Holzblasinstrumente im Großen Orchester entstanden waren. Weiterhin wurden das Anfänger- und Nachwuchsorchester zusammengelegt, denn auch hier gab es einige Lücken zu schließen. Die anfängliche Skepsis einiger Orchestermitglieder wandelte sich bald in Begeisterung für die nun erreichte Klangwelt um. Nach erstaunlich kurzer Übergangszeit konnten die ersten Titel einstudiert werden. Seitdem hat das Orchester durch Instrumentalunterricht bei Leipziger Berufsmusikern und Musikstudenten eine sehr gute kontinuierliche Entwicklung genommen. In dieser Zeit wurde deutlich, dass das Orchester als Gesamtheit nicht in der Trägerschaft der Stadt Leipzig verbleiben konnte. Die Verantwortung der Stadt schloss nur die Jugendlichen ein, deren Schulzeit noch nicht beendet war. Für alle anderen musste eine alternative Lösung gefunden werden. Diese bestand in der Gründung des Vereins Jugend- & Blasorchester Leipzig e.V. 1993 fand das erste Festliche Konzert des Jugendorchesters in Harmoniebesetzung statt. Auch in diesem Jahr war das JOL unterwegs, so beispielsweise beim Europäischen Musikfestival in Neerpelt/Belgien oder beim Nationalen Fest der Blasmusik in Wien, bei letzterem sogar als einziges ausländisches Orchester mit einer Musikparade. Die folgenden Jahre waren von Auslandsreisen, Wertungs- und Kritikspielen im In- und Ausland und natürlich von Konzerten geprägt. Die vom Rundfunkblasorchester Leipzig (RBO) 1995 gegründete Bläserakademie Sachsen, in der sich Musiker und Dirigenten fachlich weiterbilden können, wird seitdem auch durch das Jugendorchester zur Verbesserung der musikalischen Leistungen genutzt.
Zum 40. Geburtstag des Jugendorchesters fand das Festliche Konzert 1997 zum ersten Mal im Großen Saal des Gewandhauses zu Leipzig statt. Gemeinsam mit ehemaligen Mitgliedern aus vier Jahrzehnten wurde am 12. Juli auf der AGRA das Jubiläum gefeiert. Es wurde ein gelungener Abend: neben Musik und Unterhaltung wurde in der Vergangenheit geschwelgt, alte Kleidungen wurden bestaunt und Videos alter Auftritte angeschaut. Im Oktober fand eine Festwoche statt. Im Rahmen der Festlichkeiten wurde Helmuth Römer in der Alten Börse in Leipzig von der Bundesvereinigung deutscher Musikverbände für seine 40-jährige Tätigkeit als Orchesterleiter mit der Dirigentennadel in Gold mit Diamantbesatz ausgezeichnet.
1998
Neues Domizil – neuer Dirigent (1998-2000)
1998 beschloss der Leipziger Stadtrat, die 31. Grundschule in Leipzig-Probstheida zu verlegen. Das Jugendorchester Leipzig musste seine Räumlichkeiten im alten Schulgebäude aufgeben. Das Schulverwaltungsamt bot dem Orchester Räume in der Grundschule »Heinrich Mann« in Leipzig-Meusdorf an. Die Proben des Großen Orchesters fanden nun in der Meusdorfer Turnhalle statt. Für Registerproben und die Proben des Nachwuches wurde ein eigener Raum eingerichtet. Beim Internationalen Musikfestival in Neerpelt 1999 erhielt das Orchester den zweiten Preis. Neben den üblichen Konzerten in der Saison war eine Brass Band der Drostdy High School aus Worcester/Südafrika zu Gast. Vier Tage waren sie in Leipzig und die Musiker beider Kulturen fanden sehr schnell Kontakt zueinander.
Ebenfalls seit 1999 gab das Jugendorchester in den Sommermonaten für das Restaurant »Mövenpick« regelmäßig Konzerte am Naschmarkt. Der Höhepunkt des Jahres war eine Konzertreise nach Malta. Die wohl größte Veränderung im 42. Jahr seines Bestehens war der Generationenwechsel in der musikalischen Leitung des Jugendorchesters: Jörg Buschmann (*1962), bis dahin selbst Posaunist und zweiter Dirigent im Orchester, gab von nun an den Takt im Großen Orchester an. Helmuth Römer konzentrierte sich seitdem auf den Nachwuchs des Orchesters, die Pfiffigen Musikusse. Im Oktober 2000 reiste das Leipziger Orchester zum ersten Mal nach Südafrika auf eine sehr erlebnisreiche Konzertfahrt, der noch einige folgen sollten.
2001
Neue Freunde und ein alter Bekannter (2001-2003)
Im Juli 2001 war für sieben Tage wieder eine Jugendgruppe der Drostdy High School aus Worcester/Südafrika zu Gast. 2002 reiste der Verein zum zweiten Mal nach Südafrika, diesmal im Februar, zur schönsten Sommerzeit. Im Juni nahm das Jugendorchester am Kritikspiel der Purmerade in Purmerend/Niederlande teil. Dort trafen sich europäische Orchester zu einem Leistungsvergleich, bei dem ein Konzert mit klassischer und unterhaltender Musik aufgeführt werden musste. Zu einem italienischen Orchester kam hierbei ein intensiverer Kontakt zustande. Im August 2002 überraschte ganz Sachsen die Flut von Elbe und Mulde. Das im September in Grimma geplante Orchestertreffen, ausgerichtet vom Jugendblasorchester Grimma, konnte in der zerstörten Stadt nicht durchgeführt werden. Die Grimmaer baten das Jugendorchester Leipzig um Unterstützung, da ein Orchester aus St. Petersburg seine Reise nicht mehr rückgängig machen konnte. Dank Schulverwaltungsamt und anderen Ämtern waren Unterbringung und Verpflegung unproblematisch. Als der Bus kaputt ging, wurde improvisiert, damit die Petersburger trotzdem Grimma besuchen und das Benefizkonzert des RBO in Bad Lausick anhören konnten.
Das Festliche Konzert im Jahr 2003 war das Abschiedskonzert von Jörg Buschmann und gleichzeitig das Antrittskonzert von Thomas Scheibe (*1972). Dieser ist Musiker im RBO und Dozent der Bläserakademie Sachsen, durch die er bereits langjährigen Kontakt zum Orchester hatte und auch einige Male als Dirigent aushalf. Die Pfiffigen Musikusse haben in diesem Jahr aus der ersten Sommerreise im Jahr 2002 eine Tradition gemacht: Eine gemeinsame Reise mit ihren Jugendleitern und Dirigenten führt sie jeden Sommer in eine andere Gegend Deutschlands, in diesem Jahr nach Sellin. Während der Nachwuchs an die Ostsee fuhr, startete das Jugendorchester eine »kleine« Tournee nach Moskau und St. Petersburg. Die finanzielle Situation der Stadt Leipzig wurde immer schwieriger. Viele kommunale Einrichtungen wurden geschlossen oder an freie Träger übergeben. Der Verein übernahm ab diesem Jahr nach langen Verhandlungen mit der Stadt die alleinige Trägerschaft über das Kinder- und Jugendorchester. Um das hohe Ausbildungsniveau der jungen Musiker beizubehalten, verständigte sich der Verein auf eine Zusammenarbeit mit der Musikschule »Johann Sebastian Bach«.
2004
Zurück aus der Vergangenheit – auf zu neuen Ufern (2004-2007)
Im Januar 2004 folgten zahlreiche ehemalige Musiker dem Aufruf des Vereinsvorstandes und fanden als Projektorchester wieder zusammen. Die Leitung übernahm Stefan Walther, Klarinettist und Konzertmeister im RBO. Im Juli gab sich das Ehemaligen-Orchester den Namen ISKRA Oldstars. Im Februar 2004 fand der bislang letzte Besuch des Jugendorchesters in Südafrika statt. Anfang Mai folgte das Orchester einer Einladung nach Collegno/Italien, die 2002 in Purmerend ausgesprochen wurde. Im Herbst beging der Verein das erste Baumfest. Es musizierten alle drei Orchester in der Nähe des vor zwei Jahren im Johannapark gepflanzten »Orchesterbaumes«, für den der Verein die Patenschaft übernommen hat. Auch dieses Fest wurde zur Tradition. Im Oktober 2004 erfolgte dann der Gegenbesuch vom Orchester aus Collegno. 2005 fuhr das Orchester erneut nach Italien, um an einem internationalen Musikfestival in Collegno teilzunehmen. Das Jahr 2006 wurde auch für das Orchester ein Jahr des Fußballs: Im Mai musizierte das Orchester beim Spiel des 1. FC Lok Leipzig gegen den FC United of Manchester und während der Fußball-Weltmeisterschaft präsentierten sich die Musiker auf dem Leipziger Naschmarkt.
Im September führte das Orchester eine Einladung nach Peking/China zu einem Treffen internationaler Orchester und Vereine. Zum Festlichen Konzert 2007 nahm Thomas Scheibe Abschied vom Orchester und übergab den Stab an Vitaliy Kovalchuk (*1980), der seit dem Weihnachtskonzert 2006 als zweiter Dirigent agiert. Er ist professioneller Musiker und studiert derzeit Dirigat an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« in Weimar. Seitdem arbeitet das JOL projektbezogen mit verschiedenen Dirigenten zusammen. Mit dem bislang letzten großen Projekt in der Orchester- und Vereinsgeschichte betrat das Ensemble wieder einmal Neuland: Die Zusammenarbeit mit dem Dresdner Jugendsinfonieorchester am Heinrich-Schütz-Konservatorium eröffnete den Musikern neue Horizonte. Mit dem Dirigenten der Dresdner, Milko Kersten, wurde ein Programm einstudiert, das während der gemeinsamen Proben in Dresden auf CD aufgenommen und bei bisher drei Konzerten einem begeisterten Publikum präsentiert wurde. Die Festtage zu seinem 50. Jubiläum begeht das Orchester mit einem feierlichen Empfang in der oberen Wandelhalle des Neuen Rathauses, einer großen Jubiläumsfeier und einem Festkonzert, in dem das Jugendorchester, die ISKRA Oldstars und die Pfiffigen Musikusse die historische Entwicklung musikalisch nachvollziehen. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit einigen Dirigenten aus vergangenen Tagen.
2008
…und das Leben geht weiter (2008 – 2011)
Das Jahreskonzert 2008 stand im Zeichen des 130 Jahre alten Zoos von Leipzig. Wir hatten ein Lama zu Besuch und das Programm war „Tierisch Musikalisch“. Erneut starteten wir ein Projekt, diesmal hieß es 100 Musiker auf eine Bühne zu bringen. Gemeinsam mit dem Jugendorchester des Vereins Jugendblasorchester der Stadt Thum e.V. setzen wir das Vorhaben in die Tat um. In dieser Formation gab insgesamt 5 gemeinsame Konzerte und die Freundschaft zum Thumer Orchester, die bereits seit den 1970er Jahren besteht, wurde ausgebaut.
Im darauffolgenden Jahr feierten die „ISKRA-Oldstars“ ihr 5-jähriges Bestehen, was natürlichentsprechend gefeiert wurde. Das Jahreskonzert in diesem Jahr gestalteten wir mit einer Sängerin unter dem Motto „Lieder – Tänze – Konzertantes“. Neben einigen Konzerten in Wernigerode, am Pier 1 und auf dem Marktplatz, waren wir auch bei der Enthüllung der Edward Grieg Büste mit dem Oberbürgermeister der Stadt Leipzig dabei.
Im Jahr 2010 wagten wir uns an eine neue Kooperation: gemeinsam mit dem Polizeiorchester Dresden gestaltete das Jugendorchester unter der Leitung von Torsten Petzold ein Jahreskonzert im Leipziger Gewandhaus. Dies sollte aber nicht die einzige Neuerung bleiben, denn der Verein ging auch eine neue Partnerschaft ein, diesmal mit dem Immanuel-Kant-Gymnasium. Die Schulleitung suchte für ihre Musikklasse ein Ensemble, in dem die begonnenen Fertigkeiten aus dem Bläserklassenunterricht weiterentwickelt werden konnten. Diese Zusammenarbeit ermöglichte auch einen neuen Standort für den Verein. Nach vielen Jahren und mit schönen Erinnerungen verließen wir das traditionelle Domizil im Leipziger Südosten, um uns näher ans Stadtzentrum zu orientieren. Eine Entscheidung, die sinnvolle Früchte tragen sollte.
2011 wagten wir uns an eine neue Idee. Zwei ganz unterschiedliche musikalische Richtungen treffen in diesem Jahreskonzert in Leipzig zusammen: Die weltberühmten Wiener Sängerknaben haben gemeinsam mit einem eigens gegründeten Projektorchester des Jugend- und Blasorchesters Leipzig auf der Bühne des Gewandhauses gestanden. Für beide Klangkörper war dies eine Premiere. Noch nie in ihrer über 50-jährigen Vereinsgeschichte traten die Musiker vom Jugendblasorchester gemeinsam mit einem Chor auf. Und dass wir uns für diese Premiere einen der weltbesten Knabenchöre eingeladen haben, zeigt, mit welchem hohen Anspruch wir Musik machen. Die seltene Besetzung mit Chor und Bläsern ist auch Ausdruck für unser ständiges Bemühen um musikalische Entwicklung und um neue Ausdrucksformen. Das Konzert mit den Wiener Sängerknaben war der Höhepunkt einer Reihe interessanter musikalischer Projekte. Einmal mehr bestätigte sich, dass Musik verbindet. Zustande kam diese Zusammenarbeit durch Manolo Cagnin, der uns auch eine Zeitlang als Dirigent unterstützte.
2012
Weiter Geschichte schreiben … (2012 – 2015)
Das Jahreskonzert 2012 „Ventielsaitige Typen“ verfestigte unsere Freundschaft zum Dresdner Jugendsinfonieorchester am Heinrich-Schütz-Konservatorium unter der Leitung von Milko Kersten. Gemeinsam haben wir interessante musikalische Begegnungen mit vielseitigen Typen präsentiert und ventilsaitig mit mehr als 100 Bläsern und Streichern in Szene gesetzt. Eine solche Zusammenarbeit von zwei Orchestern aus zwei verschiedenen Städten stellte eine musikalische und organisatorische Herausforderung dar. In den Wochen der Vorbereitung auf dieses besondere Konzert spürten die Musikerinnen und Musiker neue Facetten der Musik auf, um sie darbieten zu können. Mit ihrem je eigenen Raumklang trugen dabei Ventil- und Saiteninstrumente zu einem neuen musikalischen Erlebnis bei. Dabei erlebten die Konzertbesucher das Jugendorchester erstmals mit dem Dirigenten Norman Grüneberg, der vor einigen Monaten die musikalische Leitung dieser Orchesterbesetzung übernommen hatte. Doch auch ein weiteres Jubiläum stand an, denn das Orchester feierte die 55 Jahres seines Bestehens auf besondere Weise, mit 5 Konzerten bei denen 55 Musiker 55 Minuten spielten. Es waren außergewöhnliche Konzerte: so haben wir auf einem Riesenrad gespielt beim Stadtfest der Stadt Leipzig, haben ein Unterwasserkonzert gegeben, bei einem Teelichtkonzert im Schein von 100 Teelichtern auf dem Augustusplatz, auf einer schwimmenden Bühne im Cospudener See mit anschließendem Höhenfeuerwerk und auf dem Querbahnsteig des Leipziger Hauptbahnhofes. Mittendrin haben wir uns auch am Projekt „Notenspur“ der Stadt Leipzig beteiligt. Durch die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V.. wurde der Bundesfreiwilligendienst ins Leben gerufen, der Vereinen wie unserem die Möglichkeit gab, Hilfe für die Vereinstätigkeit zu erhalten.
2013 – mit der Übernahme der künstlerischen Leitung durch Norman Grüneberg konnte ein in der sächsischen Bläsermusik beheimateter Dirigent gewonnen werden, der zu einer langfristigen Arbeit mit dem Orchester des Vereins bereit und motiviert war. Die erste gemeinsame Produktion war dann auch wieder ein außergewöhnliches Konzert, diesmal mit Unterstützung des Sängers und Moderators Gunther Emmerlich. Während der Leipziger Buchmesse schlug das Orchester alte und neue „Notenbücher“ auf, begegnete Dichtern und Komponisten unterschiedlicher Epochen und betrat auch in diesem Jahr wieder neue Wege der musikalischen Unterhaltung.
Gemeinsam mit dem Vereinsvorstand und den engagierten Musikerinnen und Musikern wurde als langfristiges Ziel der (erneute) Aufbau eines leistungs- und mitgliederstarken Bläserorchesters vereinbart. Nach langer Zeit nahm das Jugendorchester wieder an einem Leistungsvergleich teil. Bei den Wertungsspielen des Deutschen Musikfests 2013 wurden die Leistungen des Orchesters mit dem Prädikat „Hervorragend“ (92,2%) bewertet. Der Umzug von Meusdorf in das Immanuel-Kant-Gymnasium unterstreicht die neue Zusammenarbeit. In diesem Jahr wurde auch die Tradition der vergangenen Jahre wieder aufgenommen Auslandsreisen durchzuführen. So war das Orchester nochmals in Italien und hat die Freundschaft mit dem „Orchestra Fiati Giovanni XXIII“ aus Pianezza (Turin) weiter ausgebaut.
Im Jahr 2014 musizierten wir erneut mit Chören. Wir begrüßten im Gewandhaus den Kinder- und Jugendchor des Immanuel-Kant-Gymnasiums Leipzig und den Schüler-Eltern-Lehrerchor des Friedrich-Hecker-Gymnasiums Radolfzell. Das Programm „Kantus Concertante Bläsermusik trifft Chorgesang“ präsentierte abwechslungsreich die unterschiedlichen Klangkörper und zeigte auch, dass es sich gut zusammen musizieren lässt. Diese Konzertprogramm wurde dann auch bei einem Besuch in Radolfzell am Bodensee nochmals erfolgreich aufgeführt und führte zu großen Erfolgen in der Orchesterentwicklung.
Ein motiviertes Team in den Bereichen „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Musikalische Entwicklung“ ging auch im Jahr 2015 mit dem künstlerischen Leiter Norman Grüneberg weitere Wege zur Konsolidierung und zum Ausbau des Jugendorchesters. Mit einer Öffnung für alle Altersstufen und der Umbenennung in „Symphonisches Blasorchester Leipzig“ ging der Aufbau des Orchesters voran. Mit einem erfolgreichen 2. Platz beim Sächsischen Orchesterwettbewerb 2015 bestätigte sich die aufgenommene Arbeitsweise. Erstmals gestaltete das Symphonische Blasorchester Leipzig ein eigenes Sinfonisches Bläserkonzert im großen Lindensaal in Markkleeberg, eine Reihe, die fortgesetzt werden soll. Die Reihen des Symphonisches Blasorchester Leipzig füllen sich mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Leipzig, Studierenden der Leipziger Hochschulen und weiteren engagierten Musikerinnen und Musikern.
Die Übernahme der Leitung unseres Nachwuchsorchesters, den Pfiffigen Musikussen durch den Posaunisten und Instrumentalpädagogen Michael Peuker erwies sich als hervorragende Entscheidung: der hochmotivierte Dirigent und exzellente Musiker begeisterte die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker von der ersten Probe an. Mit der von Michael Peuker gegründeten Musikschule „Leipziger Blechbude“ entstand eine zukunftsorientierte Partnerschaft, die zur musikalischen Qualitätssicherung der Vereinsensembles entscheidend beiträgt.
Im Jahr 2016 ist der Verein Jugend- & Blasorchester Leipzig e.V. ein breit aufgestellter Musikverein, der in seinen verschiedenen Ensembles die Nachwuchsentwicklung, die Leistungsförderung und den Gedanken des sozialen Miteinanders ermöglicht. Die Vereinsmitglieder können frei entscheiden, in welchem der Ensembles sie mit welchem individuellem Arbeits- und Zeitaufwand sich engagieren wollen. Damit gehört der Verein in Leipzig sowohl so den soziokulturellen als auch den kulturellen ersten Adressen in der Musikstadt Leipzig und kann auch in Zukunft musikbegeisterten Menschen eine künstlerische und soziale Heimat bieten.